Ich gebe es zu: Ich bin ein absoluter Gewohnheitsmensch. Ich mag es, wenn alles in geregelten Bahnen verläuft.
Aber wenn das letzte Jahr mich etwas gelehrt hat, dann, dass das Leben nicht immer so läuft, wie man es geplant hat.
Mich hat in letzter Zeit die Geschichte von Josef aus dem Alten Testament beschäftigt.
Sie ist nämlich ein ziemlich krasser Fall von: Ganz-anders-als-geplant.
Josef, war der Lieblingssohn seines Vaters Jakobs, weshalb seine Brüder ihn beneideten. Er hatte Träume von Gott, dass sich eine Tages seine Brüder vor ihm verneigen würden und das erzählte er auch noch seinen Brüdern. Das schürte den Hass seiner Brüder noch mehr.
Eines Tages beschlossen seine Brüder schließlich, ihn umzubringen.
Aber anstatt ihn umzubringen, verkaufen sie ihn dann „doch nur“ als Sklaven in ein anderes Land.
Da war Josef nun – ein Jugendlicher, aus vorher wohlhabenden Verhältnissen, plötzlich in einem fremden Land, als Sklave.
So hatte er sich sein Leben ganz bestimmt nicht vorgestellt!
Aber trotz allem schien sich Josef gut an seine neue Situation anzupassen.
„Der Herr half Josef und ließ ihm alles gelingen, während er im Haus seines ägyptischen Herrn arbeitete. Potifar bemerkte, dass der Herr mit Josef war...“ 1.Mose 39,2+3
Josef bekam als Diener sogar die höchste Stellung mit der meisten Verantwortung in Potifars Haus.
Es schien bergauf zu gehen, aber dann der nächste Schlag: Josef wird wegen eines falschen Vorwurfs von Potifars Frau ins Gefängnis geworfen. Und dass auch noch, weil Josef sich nicht gegen Gott versündigen wollte.
Spätestens jetzt muss er doch gedacht haben: Wirklich, Gott???!!!
Aber auch in seiner Zeit im Gefängnis heißt es wieder, dass der Herr mit ihm war.
Klingt ganz schön paradox!
Ich habe mich gefragt: Wie konnte Josef in diesem Leid, nicht verzweifeln und aufgeben?
Ich denke, dass es ihm nicht immer leicht gefallen ist und es auch Tage gab, wo sich die Hoffnungslosigkeit in ihm breit gemacht hat. Aber die Nähe zu Gott und das Klammern an Gottes Verheißung, die er im Traum gesehen hatte, das war es, was ihn weitermachen ließ.
In meinem Tief, wo mich der Mensch, der mir am nächsten war, verraten hat, habe auch ich Gottes Nähe gespürt, wie nie zuvor. Einige immer wiederkehrende Verse haben mich tief im Herzen berührt und sind zu meiner persönlichen Verheißung geworden und diese Verheißung gibt mir Hoffnung.
Ja, die jetzige Situation ist unfassbar schwer und teilweise überwältigend, aber das hier ist nicht das Ende! Gott ist noch nicht am Ende mit mir!
Eine andere Sache, die mir geholfen hat, nicht zu verzweifeln, ist, einfach nur zu versuchen, jeden Tag zu schaffen. Nicht über zukünftige Sorgen nachzugrübeln, sondern jeden Tag neu mit Jesu Hilfe in Angriff zu nehmen; bei den unmittelbaren Aufgaben, mein Bestes zu geben, aber mir auch erlauben, schöne Momente wahrzunehmen und zu genießen.
Trotzdem auch, wenn die Trauer oder Frustration mich mal wieder überkommt, ehrlich zu sein vor Gott.
Er sieht meine Tränen und meinen Schmerz und es ist ihm nicht egal:
„Du zählst alle meine Klagen und sammelst alle meine Tränen in einem Gefäß, ja, du hast jede einzelne in deinem Buch festgehalten.“ Psalm 56,9
„Nahe ist der Herr denen, die ein gebrochenes Herz haben. Er rettet alle, die ohne Hoffnung sind.“ Psalm 34,19
Aber dann auch die Zusage:
„Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.“ Psalm 126,5
Wenn ich mir dann anschaue, welche Wendung Josefs Geschichte genommen hat und dass sein Traum, am Ende Wirklichkeit geworden ist, ermutigt mich das zutiefst.
Gott hat Josefs Leid nicht verursacht. Aber Gott benutzte Josefs Leid, um ihn so zu positionieren, dass er am Ende, eine solche Stellung im Land hatte, dass er das Volk, sich selbst und seine Brüder vor dem Hungertod bewahrte. Josef konnte sogar seinen Brüdern verzeihen, die ihm so viel Leid zugefügt hatten. Er war nicht verbittert gegen sie.
Vielmehr konnte er sehen, wie Gott aus dem Schlechten in seinem Leben, etwas Gutes machte:
„Was mich betrifft, hat Gott alles Böse, das ihr geplant habt, zum Guten gewendet.“ (1. Mose 50, 20)
Wow, auf was für eine überwältigende Art und Weise wurde Josefs Vertrauen in Gott belohnt!
Und wir dürfen wissen, Gott ist immer noch derselbe. Er ist unfassbar gut und hat einen guten Plan mit uns – selbst wenn der Weg uns auch durch Leid hindurchführt.
Am Ende haben wir eine ewige Hoffnung. Eine Hoffnung auf eine Ewigkeit bei Jesus, unserem Retter. Unsere Zeit auf dieser Welt ist nur kurz im Vergleich zu dem Leben nach dem Tod. Wenn das Leben hier auf der Erde trotz Leid schon so schön sein kann, wie muss es dann erst im Himmel sein, wo es kein Leid und kein Schmerz mehr geben wird!
Wenn wir mit Gott leben, haben wir wirklich allen Grund zur Hoffnung, denn er begleitet uns schon hier auf der Erde und führt unsere Wege so, dass sie uns am Ende zum Besten dienen.
Was für eine Hoffnung!
Nici K.