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Zurück zur ersten Liebe

Vor einiger Zeit hatte ich mal wieder eine sehr herausfordernde Woche. Nachdem ich an dem Montag dieser Woche seit Langem mal wieder einen kinderfreien Vormittag hatte – an dem ich aber nicht weniger zu tun hatte – wurde wieder eins der Kinder krank und die Vormittage, die eigentlich zum Studieren genutzt werden sollten, stellten mal wieder eine Zerreisprobe dar. Schon seit Wochen war immer irgendwer zu Hause und erschwerte es mir, meinen Aufgaben nachzugehen. Ich muss gestehen, dass ich in solchen Momenten oft eifersüchtig auf Manuel bin, der sich scheinbar ungestört seinen Aufgaben widmen kann. Kommt er nach Hause, sind die Kinder meist so weit versorgt, dass er sich noch etwas entspannen oder anderen selbstbestimmten Aufgaben nachgehen kann. Seine Unterstützung, in Sachen Kinder, wird augenscheinlich höchstens Mal am Abend oder zum Fahren benötigt – das empfinde ich oftmals als ungerecht. Wenn ich die vergangenen Tage aus der Perspektive betrachte, die ich euch soeben geschildert habe, kommt Manuel nicht so gut bei weg. Es scheint so, als würde er sein Leben frei von allen haushaltstechnischen Verpflichtungen absolut genießen können – wohingegen ich versuche den Haushalt, das Studium, die Lebensmittelversorgung und alle organisatorischen Angelegenheiten der Kinder unter einen Hut zu bekommen. Wenn ich das so wahrnehme, möchte ich ihn nicht so gerne in meiner Nähe haben. Außerdem werde ich wütend auf ihn.

Da musste ich an einen Vers denken, in dem es heißt, dass ich meinen Mann ehren soll! Aber wie um alles in der Welt, soll ich das tun, wenn ich eifersüchtig und wütend bin?

Und da tritt die nächste Bibeltextpassage auf den Plan:

Offenbarung 2, 2-5a

Ich weiß alles, was du tust. Ich habe dein Bemühen und dein geduldiges Warten gesehen. Ich weiß, dass du böse Menschen nicht ertragen kannst. Du hast jene geprüft, die sich als Apostel ausgeben, es aber nicht sind, und sie als Lügner entlarvt. Du hast geduldig für mich gelitten, ohne aufzugeben. Aber ich habe gegen dich einzuwenden, dass du nicht mehr, wie am Anfang, in der Liebe lebst. Erkenne doch, wie weit du dich von deiner ersten Liebe entfernt hast! Kehre wieder zu mir zurück und bemühe dich so, wie du es am Anfang getan hast.

Das ist der innere Monolog, den ich beim Lesen dieser Textpassage führe:

Ja, ich tue viel! (Danke, dass wenigstens du es siehst Herr!)

Ich bemühe mich – geduldig vielleicht nicht immer – aber warten tue ich auch – auf meine Anerkennung!

Ja, böse Menschen ertrage ich nicht und leiden tue ich auf jeden Fall, auch ohne aufzugeben!

Was ein Einwand? Lebe ich nicht mehr wie am Anfang in der Liebe? Habe ich mich sehr weit davon entfernt? Sollte ich mich mehr um ihn bemühen? (Er sollte sich doch um mich bemühen, oder etwa nicht?)

Nach diesem Einblick in mein Innerstes komme auch ich nicht mehr so schmeichelhaft bei weg, wie es am Anfang vielleicht noch den Anschein hatte, nicht wahr?!

Ich weiß, dass diese Worte ursprünglich von Jesus an die Gemeinde in Ephesus gerichtet waren. Aber lernen, können wir von ihnen trotzdem.

Als ich so darüber nachdachte, aus welcher Perspektive ich Manuel die letzten Tage betrachtet habe, war es ungemein schwer für mich umzudenken. Es fühlte sich alles so ungerecht an und da durfte ich doch weiter wütend auf ihn sein und ein wenig im Selbstmitleid baden, oder? So wie ich Jesus kenne, weiß ich aber, dass wenn er einen Einwand erhebt, dass immer gute Gründe hat und am Ende auch gut für mich ist.

Wenn ich es schaffe, Manuel aus den Augen einer Verliebten – mit einer Brille der Ersten Liebe – zu betrachten, wird mir auffallen, dass es ihm in der besagten Woche nicht so gut ging. Er hatte eine starke Erkältungsgrippe und war noch nicht vollends wieder auf dem Dampfer. Ihn plagten außerdem wieder Rückenschmerzen – und starke Schmerzen können einen sehr beeinträchtigen. Denn ansonsten ist er ein Mann, der mir seine Unterstützung nie verweigern würde – Hilfsbereitschaft ist eine seiner Sprachen der Liebe. Er ist lernbereit und eigentlich immer ein guter Zuhörer. Ich weiß, dass ich ihm sehr wichtig – sein Herz – bin (wie er es sagt). Er gibt sich viel Mühe zu erkennen, was im Haushalt zu tun ist und diese Aufgaben zu übernehmen. Mein Lernfeld bei diesem ganzen Thema ist, nicht wieder in einen Strudel des Selbstmitleids – wie ich ihn zu Beginn geschildert habe – abzudriften. Ich bete dafür, dass Gott mir dabei hilft. Außerdem habe ich auch einen Mund und damit die Möglichkeit, Aufgaben mit ihm zu besprechen und sie ihm zu überlassen – auch so ein Lernfeld von mir. Im Grunde bin ich auch unglaublich dankbar für all die vielfältigen Aufgaben meines bunten Alltags, auch wenn sie mich manchmal zu überfordern scheinen.

Zusammengefasst also: Frauen, ehrt eure Männer – nein Spaß 😉

Der Apell geht heute raus an uns alle: Lasst uns zur ersten Liebe zurückkehren. Lasst uns dafür beten, unseren Partner aus den Augen einer Liebenden/eines Liebenden betrachten zu können – so manches verliert dann an Schärfe und wird ins rechte Licht gerückt!

Zum Abschluss habe ich noch ein paar Fragen aufgeschrieben, die dabei helfen können, den eigenen Gedanken und Gefühlen auf die Spur zu kommen und wieder eine Perspektive der Ersten Liebe einzunehmen:

  1. Überlegt euch Situationen/Lebensbereiche, in denen ihr überwiegend negative Gedanken über euren Partner habt. Welche Gedanken habt ihr dabei? Welche Gefühle begleiten sie?
  2. Nun denkt darüber nach, wie ihr euren Partner gesehen habt, als ihr dabei wart euch kennenzulernen bzw. euch ineinander zu verlieben. Welche Eigenschaften haben euch besonders gut gefallen? Was wirkte besonders anziehend auf euch?
  3. Wie können euch diese positiven Gedanken dabei helfen, eine Brille der „Ersten Liebe“ aufzusetzen – diese herausfordernden Situationen/Lebensbereiche und euren Partner aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten?

In Liebe

Eure Christine

PS: Dieser Beitrag ist zwar ursprünglich für Ehepaare geschrieben worden, aber das Prinzip lässt sich auch auf jede andere Beziehung anwenden: Freundschafs- oder Eltern-Kind-Beziehungen zum Beispiel 😉

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