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Spieglein, Spieglein an der Wand – Was das Vergleichen mit uns macht

Ich stehe vor dem Spiegel und schaue mir in die Augen. Ohne Brille geht es eigentlich. In meinem Alter kommen langsam kleine Fältchen um Mund, Nase und Augen. Kleine braune Flecken auf der Haut zeigen: Ich bin einfach nicht mehr die Jüngste. Zum Glück gibt es in unserem Haus nur einen Ganzkörperspiegel in der Garderobe. Da stehe ich eher selten vor und auch nicht wirklich so gerne.

In mir klingt der Satz aus Psalm 139:

Ich danke Dir, dass ich wunderbar gemacht bin.

Psalm 139,14

Es gibt Tage, da feiere ich diesen Satz und dann gibt es Tage, wo ich denke, was genau an mir ist eigentlich wunderbar?

Andere Szene – mein Kollege nimmt mich auf der Arbeit mit und zeigt mir seine Vorgehensweise. Ich staune – er ist schon sehr lange in seinem Job und schüttelt seine Argumente, sein Wissen und sein Verhandlungsgeschick nur so aus dem Ärmel. Ich mache das jetzt ein Jahr und mache mir zu jedem Termin einen Kopf, was und wie ich es sagen und tun soll. Ich sehe, wie viel ich noch zu lernen habe und denke still bei mir: Wie soll ich das nur je lernen und schaffen. So gut wie der werde ich nie…

Noch eine andere Situation. Es ist eine Feier und jeder soll etwas Selbstgebackenes oder Selbstgemachtes mitbringen. Mein Puls steigt. Neben all den gestandenen Bäckerinnen und Köchinnen komme ich mir sehr klein mit Hut vor und stelle meine kleine Schüssel mit den gekauften Miniwindbeuteln auf den voll beladenen Tisch. Wieder und wieder das Gleiche: Extravagante Torten und Salate präsentieren sich auf den Buffettischen. Und ich denke: Da kann ich echt nicht mithalten. (Nebenbei bemerkt: Es gibt später Reste – mein Schüsselchen ist leer….).. 

Andere sehen so viel besser aus, sind so viel schlanker, sind so viel schlauer oder erfahrener und so viel besser als ich. Wer bin ich schon?

Das ist immer wieder das Gleiche mit dem Vergleichen. Wir machen dabei einen großen Fehler. Wir vergleichen uns mit anderen. Wenn ich mich vergleiche, dann mache ich mich klein und dumm und dick und doof. Damit hat schon ganz am Anfang das ganze Schlamassel der Welt angefangen. Ehrlich. Schon als die Schlange meinte: „Ihr werdet sein wie Gott“ –war das im Prinzip der erste Vergleich, der schon an sich unfair war. Durch den Vergleich kommt viel Unfrieden und Unzufriedenheit in unser Leben und das ist ganz und gar nicht so, wie Gott sich unser Leben gedacht hat. 

Du siehst ja auch an meinen einfachen Beispielen, dass ich auch meine Last damit habe. Und doch erkenne ich immer wieder neu, dass in Wirklichkeit der Vergleich mit anderen das Problem ist. Wenn ich darauf schaue, was andere besser können als ich, dann sind das oft Dinge, die einfach meinen Fähigkeiten nicht entsprechen. Ich vergleiche auch oft nur einzelne Dinge. Vergleichen und Neid gehört zusammen. Ich schaue nur auf das, was ich weniger gut kann oder bin und nicht auf meine Fähigkeiten und Erfahrungen. Als ich vor ein paar Jahrzehnten mal mit meinem Mann darüber sprach meinte er nur ganz trocken: „Wenn du so sein willst wie sie (eine Frau aus der Nachbarschaft) dann solltest du aber schon das ganze Leben mit ihr tauschen. Dann hast Du auch ihren Beruf, ihren Mann und ihre Kinder und ihr Haus und ihre Familie. Du kannst nicht nur auf eine Sache schauen, sondern du musst dann schon alles vergleichen.

Da war ich dann auf einmal schon gar nicht mehr so neidisch auf sie. Jede von uns hat ihre eigene Geschichte. Ihren eigenen Werdegang und ihren eigenen Lebensweg. Bei manchen läuft es vielleicht sogar „glatter“ als bei anderen. Doch wenn ich jetzt so nach 5 Jahrzehnten zurückschaue, dann erkenne ich viel Segen und Erfahrungen, die ich auf keinen Fall mehr vermissen möchte. 

Ich weiß nicht, wie es dir geht. Besonders zu Weihnachten fällt mir immer wieder vieles aus der Kindheit ein, das ich erleben durfte. Wie es bei uns zuhause war und wie ich diese besonderen Adventszeiten auch genießen durfte. Und jedes Jahr neu erwische ich mich dabei, wie ich viele Dinge genauso traditionell halte, wie es meine Mutter uns zuhause schön gemacht hat. Dann erkenne ich, wie gut ich es hatte. Wir waren als Familie zusammen und erlebten diese Zeit als außergewöhnlich. Wenn dann andere davon erzählen, wie es bei ihnen ist, dann vergleiche ich gar nicht mehr, weil mir mein vertrautes Weihnachten so richtig gefällt, dass ich mir darin wirklich sicher bin: So will ich das und so mache ich das. Das Vertrauen oder das Gefühl kann mir keiner nehmen. Ich bin mir sicher, dass ich es so möchte und dann fällt der Vergleich weg. 

Je mehr mir mein Weg vertraut und sicher vorkommt, umso weniger werde ich abhängig vom Vergleichen und umso authentischer fange ich an zu leben. 

Wie aber komme ich genau dahin?

Vertrauen ist sehr eng mit dem Glauben verbunden. Glauben heißt in Wirklichkeit nicht, etwas für wahr zu halten, sondern es heißt vertrauen. Jedoch nicht auf sich selbst, sondern auf Jesus, den Sohn Gottes, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern. Gott, der sich die Welt als Ganzes, Wundervolles ausgedacht hat, kommt durch seinen Sohn selbst auf die Erde. Der lang ersehnte Retter der Welt kommt und wirbt um Vertrauen. Viele Berichte in der Bibel gehen einzig und allein darum, Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Verstand zu vertrauen. ER vergibt, ER ermutigt und ER liebt die Gemeinschaft mit uns unvollkommenen Menschen. Besonders ist, dass Gott mit jedem von uns seinen ganz eigenen Weg hat. Das war auch damals den Jüngern ein Rätsel. Als einer Jesus fragte: „Was ist mit diesem da?“ Da antwortet Jesus nur: „Was geht es dich an?“. Schon damals machte Jesus den Menschen klar: Folgt mir nach. Er hat einen guten Weg für mich, wenn er mit mir durchs Leben geht, dann erfüllt sich für mich der Sinn des Lebens. In Gemeinschaft mit ihm werde ich das Leben in Fülle haben. 

Ich merke, dass mein Leben mit Jesus ein wirklich besonders gesegnetes Leben ist. Ich vertraue ihm und bin nicht mehr allein auf mich gestellt unterwegs. Ich freue mich an freundlichen Begegnungen. Ich staune, was ich alles noch lernen kann. Und ich merke, wenn andere etwas besser als ich können und tun, dann brauche ich das ja gar nicht mehr zu tun. Es wird schon von den Begabten erledigt. Was für eine Freiheit, nicht alles können und sein zu müssen. In einer gut funktionierenden Gemeinde oder Gemeinschaft sind die verschiedensten Gaben und Begabungen vorhanden und benötigt. Wenn du und ich jeweils das tun, was wir wirklich gut können, dann bleibt für die anderen noch reichlich übrig, um die Lücken zu füllen. Wenn wir dieses Gemeinschaftsprinzip verstehen, dann verstehen wir, wie Gott sich die Vielfalt gedacht hat. Wir sind dann in der Lage zu feiern was wir können und zu feiern, was andere können. Dann ist kein Neid oder Vergleich mehr notwendig. Wir sind verschieden begabt, verschieden im Charakter, verschieden im Aussehen. Fangen wir an, einander richtig zu schätzen. Und wenn wir vergleichen, dann sollten wir uns anschauen, wie wir selbst vor einem Monat, oder vor einem Jahr waren und wie wir uns entwickelt haben. Wenn wir das dann betrachten, dann werden wir zufrieden und auch glücklich. Und dann klingt der Psalm 139 mit voller Überzeugung:

Ich danke Dir, dass ich wunderbar gemacht bin.

Psalm139,14

Ich wünsche dir, liebe Leserin oder lieber Leser, dass du das Vertrauen in Jesus kennenlernst, denn dann lernst du dir auch selbst zu vertrauen und gehst mutig deinen eigenen Weg. Ich wünsche eine gesegnete Adventszeit mit dem Vertrauen, dass der Sohn Gottes, dessen Geburt die Welt feiert, auch in deine Welt Einzug hält.

Deine Astrid

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