®

Ich dachte, ich bin schon weiter….

Ein holpriger Weg – das Leben mit anderen Menschen fordert mich heraus….

Die letzten Wochen und Monate waren für mich echt herausfordernd. Ich habe ständig mit Menschen zu tun. Mitchristen, Familie, Kollegen, Leute, die für mich etwas tun, Menschen, für die ich etwas tue, Nachbarn, Freunde und Bekannte. Viele unterschiedliche Persönlichkeiten mit völlig verschiedenen Ansichten.
Ich habe auch meine Ansichten, Meinungen und Standpunkte. Und ich lese seit über 30 Jahren in der Bibel, um zu verstehen, wie Gott sich uns Menschen gedacht hat. Da habe ich schon viel gelesen. Zum Beispiel in den Sprüchen:


Spr.1,5: Wer weise ist, hört zu und wer verständig ist, lässt sich raten

Oder

Spr.4,24: Meide jede Falschheit des Mundes und lass das Lästermaul fern von dir sein

Oder

Spr. 10,19: Wo viele Worte sind, da geht es ohne Sünde nicht ab, wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist klug

Oder

Spr. 22,1: Ein guter Ruf ist wertvoller als großer Reichtum und Freundlichkeit ist besser als Silber und Gold.


….es gibt noch viel mehr davon und jedes Mal, wenn ich es lese, denke ich –


ICH DACHTE, ICH BIN SCHON WEITER


Ich bin gesund, habe viel zu essen (manchmal sogar zu viel, ich esse sehr gerne), habe eine gute Arbeitsstelle, eine freundliche Familie und bin so gesund, dass ich laufen, sitzen und liegen kann. Es geht mir doch gut. Doch am besten geht es mir, wenn ich alleine vor mich hinlebe. Sobald andere Menschen dazu kommen, wird es kompliziert. Ich verstehe manchmal andere Menschen zu wenig. Sie haben so andere Ansichten als ich. Sie sind so ganz anders als ich. Solange uns die Wege nur begegnen und wir uns locker unterhalten, geht es. Doch wenn es um tiefe Ansichten und Weisheiten geht, dann wird es gleich kompliziert. Wenn ich (vielleicht sogar berechtigte) Hinweise über eines meiner Fehlverhalten bekomme, die einen „wunden“ (also in Wirklichkeit bekannten) Punkt treffen, dann gehe ich hoch. Ich platze förmlich und halte dagegen. Ich rede mich um Kopf und Kragen, während ich mich verteidige. Dabei werden meine Worte scharf und sogar verletzend und ich selbst sage mehr, als ich wollte. Meine Strategie seit früher Kindheit ist dann auch noch: Ich verlasse das Gespräch. Ich stampfe wütend davon wie ein kleines Kind und murmele vor mich hin, dass das ja so alles nicht sein kann. Ich steige dann auch manchmal in mein Auto und fahre eine große Runde mit lauter Musik. Dabei rede ich mir ein, dass ich ja wohl auch mal meine Meinung sagen darf und dass das doch mein gutes Recht ist. Ganz laut, ganz unfreundlich, ganz allein. Ich sage ja, allein komme ich bestens klar. Und dann fallen mir die Sprüche von oben wieder ein und ich merke:


ICH DACHTE, ICH BIN SCHON WEITER


Als Christen vertreten wir Gottes Spiegelbild auf der Erde, Gottes Wesen gegenüber Menschen, die Gott nicht kennen. Doch trotz vielem Lesen und Beten und Reden mit Gott ist die hohe Kunst, das Gelesene in die Praxis umzusetzen. Es gibt ein Gleichnis von Jesus, wo es heißt, dass es leicht ist, den Splitter im Auge des anderen zu sehen, jedoch den eigenen Balken im Auge zu übersehen. Das trifft mein Thema gut. Es ist so viel leichter, über die Fehler der anderen zu sprechen und zu urteilen, als sich selbst aufzumachen und Nahestehende zu fragen:


Sag mal, gibt es etwas, dass Dich an mir stört?

Fällt Dir etwas auf, was ich ändern soll?

Bist Du gerne mit mir unterwegs?


Stelle ich anderen solche Fragen, dann kümmere ich mich um meinen Balken im Auge. Diese Fragen erfordern Mut und Vertrauen. Doch es ist für mich wichtig, Menschen zu haben, die ihre Sicht mitteilen. Das bringt mich weiter und ich lerne langsam, mich zu verändern. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“, heißt es in der Bibel. Dabei geht es auch darum, dass ich mich in eine Gemeinschaft einbringe mit meiner Art, meinen Ansichten und meinen Gaben. Auch wenn es komplizierter ist als allein.
So mache ich mich täglich auf, um Veränderungen anzugehen und bin froh darüber, dass ich weiß, dass Gott mich durch und durch kennt. ER ist geduldiger mit mir als ich selbst. Es bleibt gut, in Gottes Wort zu lesen und zu verstehen, wie gnädig und barmherzig sein Wesen ist. Um jedoch selbst IHM ähnlich zu werden, ist es wichtig, sich wirklich aufzumachen und sich immer wieder zu hinterfragen.


ICH DACHTE, ICH BIN SCHON WEITER


Vielleicht kennst Du auch Situationen, in denen Du Dich über Dich selbst und Deine Reaktion erschrickst. Prüfe vor Gott und anderen Menschen, was Dich „triggert“ und wo das herkommt. Und denke daran: wir sind alle auf dem Weg IHM ähnlicher zu werden. Keiner auf der ganzen Erde kann von sich behaupten, es vollkommen verinnerlicht zu haben.

Auch ich nicht – noch lange nicht.

Ich wünsche Dir Menschen in Deiner Umgebung, die Dir ehrlich auf Deine Fragen antworten. Gute Freunde hören gut zu und bringen Dich weiter. Ich bin sehr dankbar, solche Menschen zu haben. Und damit schließe ich mit dem Satz:


ICH DENKE, ICH KOMME WEITER.


Wie lange das dauert liegt an mir. Machen wir uns gegenseitig Mut, unsere Balken zu sehen und zu verändern. Dann ist Gemeinschaft wieder herzlich und freundlich möglich.


Astrid Penner

Jetzt Teilen!

Consent Management Platform von Real Cookie Banner