Letztens waren wir spät dran, als meine jüngste Tochter zu ihrer Tanzstunde musste. Ich fuhr ein paar Minuten nach Start des Unterrichts auf den Hof der Tanzschule und sagte zu ihr, sie könne schonmal aus dem Auto springen und zu ihrem Unterricht laufen, ich würde dann mit ihren Geschwistern nachkommen. Also stieg sie aus dem Auto und verschwand im Eingang der Tanzschule. Ich parkte ganz gemütlich und unterhielt mich noch ein paar Minuten mit meinen beiden älteren Kindern, bevor wir dann aus dem Auto stiegen und die Tanzschule betraten. Da bot sich mir ein unerwarteter Anblick: Meine Kleine stand weinend im Eingang. Ich war davon ausgegangen, dass sie voller Vorfreude zu ihrer Tanzgruppe gelaufen sei und fröhlich tanzte, nicht, dass sie weinend im Flur auf uns wartete. Sie hatte anscheinend Angst davor gehabt, dass wir sie doch nicht begleiten würden. Ich trat auf sie zu uns sagte, dass wir jetzt da seien und sie nicht mehr zu weinen brauchte, doch die Tanzstunde sei schon im Gange und sie solle sich jetzt doch bitte etwas beeilen, ich würde sie auch begleiten. Schnell stiegen wir die Treppe hinauf und gingen auf den Raum zu. Da Eltern normalerweise vor dem Proberaum warten, ermutigte ich sie dazu den Raum ohne uns zu betreten. Doch dann fing sie wieder an zu weinen. Ich versuchte auf unterschiedliche Arten und Weisen meine Tochter dazu zu bringen, an ihrer sehr geliebten Tanzstunde teilzuhaben. Als die anderen Kinder eine kleine Trinkpause hatten, kam auch die Tanzlehrerin heraus und redete sehr liebevoll mit meiner süßen Maus. Sie lud sie ein, wann immer sie wollte, bei der Tanzstunde mitzumachen. Doch auch das brachte leider nichts. Meine Kleine wich nicht von meiner Seite und weinte immer wieder. Dann beschloss ich mit ihr zusammen in den Proberaum hineinzugehen, denn vielleicht würde der Anblick der anderen tanzenden Kinder ihr den Mut geben, den sie brauchte, um mitzumachen. Leider war auch dieser Versuch nicht von Erfolg gekrönt. Nach einer Weile, in der wir zugeschaut hatten und ich immer wieder versucht hatte sie zum Mitmachen zu animieren, verließen wir unverrichteter Dinge die Tanzschule. Wir stiegen ins Auto und fuhren nach Hause. Zu Hause angekommen nahm ich sie auf meinen Schoß und fragte sie, was in ihr vorgegangen sei. Ich fand heraus, dass sie Angst davor gehabt hatte alleingelassen worden zu sein (wie weiter oben schon erwähnt). Dann hatte sie sich Sorgen darüber gemacht, was die anderen Personen vielleicht von ihr denken könnten, wenn sie zu spät zum Unterricht käme: Die mögliche Reaktion der anderen hatte ihr Angst gemacht.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich wollte kein großes Ding aus dieser verpassten Tanzstunde machen, sondern lediglich in Erfahrung bringen, was mein geliebtes Kind davon abgehalten hatte zu tun, was sie liebt und worin sie meiner Meinung nach eine große Begabung hat. Mir ging es nicht darum, dass sie jede Stunde besuchen müsse, weil wir Geld dafür bezahlen, dass war mir tatsächlich nicht so wichtig. Aber ich liebe mein Kind wirklich und wünsche mir von Herzen, dass sie voller Hingabe die Talente trainieren und einsetzen kann, die ihr von Gott geschenkt worden sind.
Als ich so mit ihr darüber redete, kam mir ein Vers in den Sinn: „Wenn ihr, die ihr Sünder seid, wisst, wie man seinen Kindern Gutes tut, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen, die ihn darum bitten, Gutes tun.“ Matthäus 7,11 ( NLB)
Also wenn mein Herz dafür schlägt, dass meine Tochter alle Hindernisse überwinden kann, um in ihren Begabungen zu leben und aufzublühen, wie viel mehr wünscht sich Gott das auch für uns? Ist er nicht auch ständig bemüht darum, uns dazu zu bringen unseren Talenten entsprechend zu leben – so zu leben, wie es unserem Wesen entspricht?
Heute habe ich zwei Fragen an dich:
- Wofür schlägt dein Herz?
- Was hält dich davon ab darin zu leben, wonach du dich eigentlich sehnst?
Ich habe bemerkt, dass auch bei mir folgende Gründe oft ein Hindernis darstellen, wenn es darum geht die Dinge zu tun, die ich mir von Herzen wünsche:
- Was könnten andere über mich denken?!
- Ich will es nicht allein tun, am Ende habe ich Angst davor verlassen zu werden.
- Bin ich überhaupt gut genug dafür? (Auch wenn meine Tochter den Gedanken nicht geäußert hat, spielt er bei mir dennoch eine Rolle.)
In diesem Beitrag ist es mir ein Anliegen dir die Worte zu schreiben, die ich meiner Tochter zusprach:
„Gott liebt dich und will, dass du dein Leben in vollen Zügen genießen kannst. Er möchte, dass du deine Gaben und Talente einsetzt, weil er sie in dich hineingelegt hat, damit du Freude daran haben kannst und alle anderen um dich herum auch, aber ganz besonders freut ER sich darüber – über dich! Es gibt einen Feind deiner Seele, der dich durch Ängste davon abhalten will zu tun, wozu du geschaffen wurdest: dein Leben mit Gott zu gestalten – mit dem Vertrauen zu ihm und dem Wissen, dass er immer hinter dir stehen und für dich kämpfen wird!“
Mit diesem Wissen überwindet meine Tochter das nächste Mal hoffentlich ihre Ängste. Und wenn nicht, dann werde ich trotzdem da sein, sie in den Arm nehmen und ihr rückversichern, dass Gott immer für sie da ist.
„Fürchte dich nicht, Zion! Lass deine Hände nicht mutlos sinken! Der HERR, dein starker Gott, der Retter, ist bei dir. Begeistert freut er sich an dir. Vor Liebe ist er sprachlos ergriffen und jauchzt doch mit lauten Jubelrufen über dich.“ Zefanja 3,16b-17 (NLB)
In Liebe
Eure Christine