Heute Nacht ist es wieder so weit. Der Nikolaus kommt. Als ich klein war, haben wir daraufhin gefiebert und ganz früh morgens bin ich aufgestanden und habe in die Schuhe vor der Tür geschaut und mich einen Keks gefreut, wenn dort eine Tüte mit Keksen und Süßigkeiten, einem Apfel und Mandarinen drin war. Wir hatten natürlich auch einen Adventskalender. Vier Kinder, 24 Täschchen mit 24 Überraschungen. Der Kalender hing im Flur und jeden Tag durften wir einen Keks, ein kleines Täfelchen Schokolade oder etwas kleines anderes herausholen. Immer abwechselnd, so hatte jeder 6 Päckchen.
Ich habe im Februar mal einen Adventskalender von meiner ältesten Schwester bekommen. Ich habe am 3. Februar Geburtstag. Der Kalender hatte also 325 Päckchen. Das war toll. Im Februar und März ging alles noch normal. Im April konnte ich schon voraussagen, was in den Päckchen ist und dann wurde es irgendwann kritisch. Es gab viele Minischokoladenriegel und ich konnte von außen sehen, wo diese sind (ich bekam einen Blick dafür, obwohl alles liebevoll verpackt war). Also habe ich manchmal schon einen „im Voraus“ aufgegessen. Und im September waren auf einmal nur noch sehr wenige Schokoriegel übrig und bis Dezember waren alle aus dem Kalender verschwunden. Trotzdem war es eine tolle Idee und ich hatte fast ein ganzes Jahr etwas davon.
Heute ist Nikolaus schon ein kleines Weihnachten und auch die Adventskalender sind schon mit vielen wertvollen Dingen bestückt. Sie ist schon sehr anders geworden, die Adventszeit. War es früher eine Fastenzeit und wurde alles bis zum Fest aufgehoben, gibt es heute schon immer alles, einfach, weil es zur Verfügung steht.
Wir leben gerne in einer Welt, in der wir alles zur Verfügung haben. Es ist ein echter Segen in einer Fülle zu leben und alles zum Leben besorgen zu können.
Wieso sind wir dennoch unzufrieden?
Warum ist uns das alles nicht genug?
Was ist eigentlich unser Problem?
Ich leben seit 23 Jahren in einem eigenen Haus mit 3 Kinderzimmern und verschiedenen anderen Räumen. Als wir mit unseren drei kleinen Jungs einzogen, haben wir Möbel für die unterschiedlichen Räume gekauft und uns schön eingerichtet. Dann hatten wir Kleidung für jedes Alter, Spielzeug (jedes Jahr zum Geburtstag und zu Weihnachten kam etwas dazu), langsam füllte sich unser Haus und der Keller mit vielen Sachen. Heute wohnen wir mit nur noch einem Sohn und trotzdem ist das Haus voller Dinge, die Erinnerungen hervorrufen. Inzwischen spielen die Enkelkinder mit dem Spielzeug, manches ist auch für sie schon neu ins Haus gekommen. Das Schönste an der Adventszeit ist aber, wenn die Kinder kommen, oder wenn die Enkelkinder da sind. Wir sitzen dann gemeinsam auf dem Wohnzimmerboden und spielen, oder am Esstisch und essen gemeinsam. Die ganzen Dinge, die wir haben, bekommen ihren wirklichen Wert erst, wenn ich sie in Gemeinschaft mit anderen teilen und nutzen kann.
Je älter ich werde, desto weniger benötige ich die ganzen Geschenke und Dinge. Gleichzeitig verschenke ich gerne und teile auch sehr gerne mit anderen. Und da kommen wir wieder zum Ursprung vom Nikolaus. Der Legende nach, hat er vielen Menschen aus der Not wieder herausgeholfen und auch manche direkt mit Spenden, Geld oder anderen Dingen unterstützt. Das Teilen von Dingen ist ein Segen.
Lukas schreibt in der Apostelgeschichte 20,35:
Jesus sagt: Geben ist seliger als nehmen.
Apostelgeschichte 20,3
Die Redewendung „Geben ist seliger als nehmen“ bedeutet, dass Geben glücklicher macht als Empfangen. Sie ist eine Ermahnung, nicht egoistisch zu sein, da das Teilen und Helfen andere und auch sich selbst glücklich macht. Es ist eine gute Eigenschaft, großzügig zu sein und etwas zu geben, mehr als etwas zu empfangen. Dieses Geben kann sich auf materielle Dinge sowie auf Zeit und Aufmerksamkeit beziehen.
Ich wünsche dir in diesem Jahr viele gute Ideen zum Verschenken und viele Menschen, die sich mit dir darüber freuen. Es ist gut, großzügig zu sein. Vielleicht gibt es auch in deiner Umgebung Aktionen für Menschen, denen es nicht so gut geht, wie dir und mir. Aktionen wie ein Wunschweihnachtsbaum für benachteiligte Kinder oder Weihnachtspäckchen zum Verschicken in Länder, wo gerade Krieg oder Armut herrscht.
Manche von uns haben auch Nachbarn, die einsam sind. Nikolaus ist eine gute Idee einfach mal jemandem eine Freude zu machen, der sonst vielleicht keine Freude hat.
Anonym oder im Rahmen eines Besuchs. Es ist einfach eine gute Gelegenheit durch das Verschenken von Zeit oder Kleinigkeiten wieder in Gemeinschaft mit Menschen zu kommen, die einsam, allein oder traurig sind. Schau dich um und wage mal etwas „nikoläusisches“.
Jesu sagt: „…was ihr einem der Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Matthäus 25,40
Machen wir uns auf, Gutes zu tun.
Ein fröhliches Nikolauswochenende wünsche ich dir
Astrid